Wie Menschen im Senegal Entscheidungen treffen

Wie Menschen im Senegal Entscheidungen treffen

Die Demokratie hat ihren Ursprung in Afrika. Lesen Sie hier, wie Menschen im Senegal Partizipation leben und Entscheidungen treffen.

arbre à palabres

arbre à palabres, Senegal

Mit vielen Fragen im Reisegepäck bin ich während zwei Monaten durch Senegal gereist und habe nach Antworten gesucht. So zum Beispiel, wie die Menschen in den Gemeinden Senegals Entscheidungen treffen. 

«In Afrika haben wir die Demokratie erfunden, lange vor der Kolonialisierung und bevor die Europäer gekommen sind», erklärt uns Karafa, der Guide im Naturmuseum Sangawatt in der Nähe des Dorfs Diembering im Senegal. «Auf die noch heute gelebte Praxis sind wir sehr stolz.»

Der wichtigste Ort und Treffpunkt in einem Quartier ist der «arbre à palabres», und zu finden ist er ganz einfach: überall, wo ein langer Baumstrunk unter einem schattigen Baum liegt. 

Hier werden wichtige Informationen verkündet. Und hier werden die Probleme in Gemeinschaft und mit dem Rat der Weisen so lange diskutiert, bis eine Lösung entstanden ist, die von allen mitgetragen wird. Ob über Eheprobleme, Politik, Gesundheit oder Erziehung, alles wird hier im Kreis besprochen. Bevor eine Entscheidung getroffen wird, sind die Anwesenden unter dem «arbre à palabres» verpflichtet, ihre Wohngemeinschaft und vor allem die Ehepartner*in zu konsultieren.

Auch bei der Beilegung von Konflikten ist die erste Instanz der Rat der Weisen. Jede Konfliktpartei spricht einzeln beim Rat vor und legt ihre Sicht der Dinge klar. Nach einer Phase des gemeinsamen Argumentierens trifft der Rat eine Entscheidung und spricht je nach Situation auch eine Bestrafung aus. Erst wenn der Konflikt nicht zur Zufriedenheit beigelegt werden kann, wenden sich die Parteien an die «Gendarmerie», welche sich wiederum zuerst bei der Dorfchef*in, ein Mitglied des Rates, ein Gesamtbild der Situation verschafft. Dieses Vorgehen ist im Senegal im Zivilgesetzbuch festgehalten.

Der “arbre à palabres” ist für mich Sinnbild und Kern der aktiven Zivilgesellschaft Senegals, wo die Bevölkerung ihren politischen Unmut mit Trommelrhythmen, Tanz und Gesang jüngst so lange manifestiert hatte, bis sich der Wandel abzeichnete. Das hat mich sehr beeindruckt.

Wie sieht ihr “arbre à palabres” aus? Wie treffen sie Entscheidungen, die vom ganzen Team mitgetragen werden? Wir freuen uns, von Ihren Erfahrungen zu lesen: info(at)pasos.ch

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